SAW X (2023) 8 von 10
„SAW X“ gehört zu den besten Filmen 2023! Allein mit diesen Satz erhoffe ich mir, dass ich eure Aufmerksamkeit damit aufgefangen habe. Der Film selbst ist in seiner Struktur ein untypischer SAW Film und bricht eines seiner eigenen Grundregeln, wie sie sonst normalerweise aufgebaut wären. Regisseur Kevin Greutert, der auch für Teil 6 und 7 verantwortlich ist, saß wieder am Regiestuhl und er hat wieder mal bewiesen, was diese Horror Ikone eigentlich so ausmacht, sogar viel mehr. Es ist fast schon als hätte er meine Gedanken gelesen, falls ich mal die Gelegenheit gehabt hätte einen SAW Film zu drehen und hat meine Ideen in das neue Projekt eingebracht. Es hat eine entscheidende Zutat gefehlt um die Reihe auf eine neue Ebene hoch zu hieven: Nämlich das Genre Drama als Teilelement. Heute erkläre ich euch, warum dieser Teil der Horror Saga so außergewöhnlich ist und ihr ein Kinoticket für den 30. November unbedingt sichern solltet. Damit ein herzliches Willkommen bei meiner Kritik zu „SAW X“.
„SAW X“ ist ein untypischer SAW Film und spielt zwischen den Geschehnissen von Teil 1 und 2; daher lebt Jigsaw hier noch! In den ersten 30 Minuten erlebt man John Kramer aka Jigsaw in seiner natürlichen Umgebung und es kommen keine blutrünstigen Fallen vor. Er ist hilfsbereit, muss sich mit seinen Gehirntumor im Alltag behaupten und er ist mitfühlend zu seinen Mitmenschen gegenüber. Es gibt zwar eine Ausnahme, aber ich möchte niemanden etwas vorweg nehmen. John Kramer muss ständig ins Krankenhaus und besucht sogar eine Selbsthilfegruppe für Schwererkrankte, denn er hat nur noch wenige Monate zu leben. Doch dann wird er auf eine Ärztin aufmerksam, die unkonventionellen Behandlungsmethoden verzeichnen kann, wie sie schon vielen Menschen das Leben gerettet hatte. Weil er selbstverständlich Angst vor dem Tod hat, nimmt er diese Chance wahr, fliegt nach México, nur um leider später herauszufinden, dass er von Scammern betrogen wurde. Das lässt er natürlich nicht auf sich sitzen und er tut, was er tuen muss.
Diese Betrüger verdienen doch gerade getestet zu werden, obwohl es doch moralisch verwerflich ist. Diese Diskrepanz könnte nicht noch weiter entfernt sein als bei einen anderen SAW Film. John Kramer ist eine tragische Figur und man erlebt ihn von seiner anderen Seite kennen. Wenn man im 2. Akt angelangt ist und die Scammer ihre Tests absolvieren müssen, hört die Tragik noch lange nicht auf. John Kramer muss nämlich die Betrüger testen. Nicht nur, weil sie was Schlechtes gemacht haben, sondern weil er sonst keinen Selbsterhaltungstrieb mehr hätte. Sein Alter Ego Jigsaw sorgt ja dafür gerade, dass er einen noch Sinn fürs Leben hat und ohne dies hätte er keinen Grund mehr zum Leben. Das muss man sich auf die Zunge ergehen lassen welches Dilemma John Kramer in Wahrheit durchmacht.
Und damit manipuliert „SAW X“ auf raffinierter Weise, dass Jigsaw der Held des Films ist und das funktioniert! Er wird sowohl als ein menschliches Wesen mit Gefühlen und Träumen vorgestellt, aber auch weil der Antagonist des Films wegen diesen Vergleichs, der beiden gegensätzlichen Parteien ausgehend, er in ein besseres Licht dasteht. Was mir der Film da vorgaukelt, hat Bände gesprochen. Auch seine Unterstützerin Amanda bekommt ihren eigene Momente und man spürt ihre emotionale Tragweite. Die Schauspieler Tobin Bell und Shawnee Smith geben als Jigsaw Duo wirklich alles und ich kann nicht oft genug ihre Performance loben, da sie durch ihr Schauspiel ihre Figuren auf psychologisch Ebene so viel her geben.
Ich möchte langsam zum Fazit kommen: „SAW X“ ist die langerwartete Fortsetzung, auf die jeder Fan gewartet hat und der lebendige Beweis dafür, dass das SAW Franchise so viel mehr sein kann. Dieser Film besticht ebenfalls mit so tollen Details, womit auch der Canon zu den anderen Teilen zugesprochen werden kann. Das Drehbuch ist clever geschrieben, allein wegen der Tatsache John Kramer als Held in diesem Film zu etablieren und erweitert somit die Komplexität seines Charakter aus. Dennoch muss man sich gefasst machen, dass die Fallen weiterhin sehr blutig in Szene gesetzt werden, denn es ist immer noch ein Horror Film, dennoch hoffe ich wenigsten einen überzeugt zu haben, sich eine Kinokarte für den 30. November zu sichern. Der Film ist nicht perfekt, denn es fehlen u.a. die schnellen und hektischen Schnitte, die quasi ein Markenzeichen für die Reihe sind, und eine chronologische Einordnung innerhalb des Films ist schwer einzuschätzen. Trotzdem ist der beste SAW Film seit langen und generell kann er sich auch in der Filmographie blicken lassen.