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IGNORIERT

Test: Strange Brigade – Endlich wieder richtiger Koop


Realmatze

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da43df3e62edd12a663689f47f7d6661.pngKennt ihr noch Spiele wie Kane and Lynch, Army of Two oder Resident Evil 5? Also, diese Koop-Spiele, in denen die Story herzlich wenig Sinn macht, wo es kein Problem ist, wenn man während der Zwischensequenz oder im Missionsbriefing mal mit seinem Kumpel quatscht, ohne das Gefühl zu haben irgendetwas Wichtiges verpasst zu haben und wo man auch gern mal herzlich über die albernen Designentscheidungen lachen kann – kurzum, diese Spiele, die allein ziemlich kacke sind, aber mit Freunden irre Spaß machen? Wie wäre es denn, so ein Spiel mit Abenteuerspielen wie Uncharted oder Tomb Raider zu paaren? Strange Brigade kommt von den Sniper-Elite-Machern und möchte sich genau in diese Lücke hineinpressen. Ob dieser Schachzug klug ist, erfahrt ihr in unserem Test.

Die Mumie kehrt zurück... unter anderem

In Strange Brigade spielt man eine seltsame… Truppe,… die gegen… seltsame... Truppen… antritt. Genauer gesagt um ein Quartett bestehend aus einer Ureinwohnerin, einem Alchemisten, einer Mechanikerin und einem Gardisten. Per DLC kann man auch zusätzliche Charaktere freischalten, die die Strange Brigade unterstützen. Ich gebe zu, die Herkunft der Personen habe ich von ihrer Kleidung abgeleitet, denn mit einer großartigen Vorgeschichte der Protagonisten gibt sich das Spiel nicht ab, sondern schickt die Figuren direkt in die Action. Denn die Strange Brigade ist ein Team aus Jägern, das sich die Rettung der Welt zum glorreichen Ziel gesetzt hat. Diese wird nämlich immer wieder von Dämonen aus längst vergangenen Zeiten bedroht, die ihre Horden von Mumien, Zombies und riesigen Insekten auf die Menschheit loslassen. Dazu müssen sie Tempelruinen, Fischerdörfer und tiefe Keller erforschen, wobei ihnen nichts außer ihrer magischen Kräfte und ein schier unerschöpfliches Waffenarsenal zur Verfügung stehen. Halten wir es kurz: Die Story von Strange Brigade ist purer Trash. Wer auf eine tiefgründige Geschichte voller mystischer Kreaturen und fieser Intrigen oder auf eine Schatzsuche wie in alten Indianer-Jones-Filmen hofft, ist hier definitiv an der falschen Adresse. Daraus macht der Entwickler auch keinen Hehl, wenn er den Erzähler in den Zwischensequenzen mit übertriebenen Ausschmückungen von den Abenteuern der Strange Brigade berichten lässt.

 

Wenn schon nicht ernst, dann so richtig albern

Dass Strange Brigade kein ernstes Spiel ist, beweist es nämlich schon direkt im Intro. Der Erzähler redet nicht nur mit einem sehr das „R“ betonenden Akzent und mit lang gezogenen Vokalen, er kommentiert auch alles, was ihm vor die Linse gerät. Außerdem ist die Sequenz in Schwarz-Weiß gehalten und neben einem schwarzen Rahmen sorgen verwaschene Effekte dafür, dass man das Gefühl hat, einen Film über einen Dia-Projektor oder eine sehr alte analoge Kamera zu schauen. Der Erzähler kommentiert allerdings nicht nur die Cutscenes, er kommentiert auch alles im Spiel. Schüsse, Treffer oder eigene peinliche Aktionen werden oft mit einem höhnischen Kommentar kommentiert. Aber auch der Fortschritt der Handlung und Cliffhanger werden kommentiert. Überhaupt wird soviel kommentiert, dass schnell Abnutzungserscheinungen auftreten. Zu Beginn ist die Art und Weise des Kommentierens noch witzig. Aber merkt ihr, wie störend es ist, dass in diesem Absatz so oft das Wort „kommentiert“ vorkommt? So fühlt man sich auch im Spiel mit der Zeit. Man hat alles schon irgendwie gehört und plötzlich wirkt es zwanghaft witzig. Dafür sind alle Elemente besser in Szene gesetzt. Treten einmal neue Gegner auf den Plan, so werden sie wie in Borderlands mit einer kleinen Introsequenz vorgestellt, die stets von einem kleinen, witzigen Schriftzug begleitet wird. Auch gibt es Jump-Scare-Szenen, die nicht wirklich gruselig sind und den Spieler weniger vor Schreck als viel mehr vor erleichtertem Auflachen prusten lassen. Ohne diese würde der Kommentator wie auf ein ernstes Spiel aufgesetzt wirken, aber so wird es tatsächlich zu einem echten Trash-Spiel – im positiven Sinne.

Kratos wäre stolz

Ganz ohne Silbermünzen, nur getrieben durch den Kampf zu töten, legt man sich in Strange Brigade mit den allerschlimmsten Monstern an, die die ägyptische Mythologie zu bieten hat. Ghule, Mumien, Zombies und Hexen machen dem Vierertrupp ganz schön zu schaffen. Gut, dass man auf ein ordentliches Repertoire an Waffen zurückgreifen kann, die man an verschiedenen Punkten des Levels auffüllen kann. Wem allerdings die unerschöpfliche Pistolenmunition oder die regelmäßig nachfüllbare Munition der zweiten Waffe nicht ausreicht, der kann an bestimmten Kisten auch zufällig ausgewählte Waffen mit sehr begrenzter Munition erwerben, die es ordentlich in sich haben. So geht das meist sehr eintönige, aber dennoch kurzweilige Geballer los, welches manchmal abseits des Weges, manchmal in Arenen, die von Gegnerwellen überflutet werden und manchmal in furiosen Bosskämpfen stattfinden. Durch das Töten der zumeist untoten Kreaturen füllt man sein Amulett mit ihren Seelen aus, mit deren Hilfe man am Ende auch mächtige Zauber entfesseln kann. Es geht auch ohne, aber das macht dann nur halb so viel Spaß. Immerhin gibt es bei Ablauf des Zaubers auch einen Zähler, der angibt, wie viele Gegner diesem zum Opfer gefallen sind. Und jener Zähler kommt auch häufig zum Einsatz, wenn man eine der vielzähligen Fallen auslöst. Natürlich gibt es da die obligatorischen explosiven Fässer und in Brand zu steckende Ölurnen, die anschließend auslaufen, doch expeditionstypische Fallen wie Speere aus Boden, Wände und Decken, Kreisförmig drehende Klingen oder schwingende mit Nägeln besetzte Balken dürfen genauso wenig fehlen, wie Feuerfallen und herabstürzender Schutt. Diese kreativen Möglichkeiten, sich der untoten Horden zu entledigen, geben den Ballereinlagen den richtigen Schliff.

Wo ist das Geld?

Doch statt nur sinnlos in der Welt herumzuballern, bietet Strange Brigade noch viel mehr. Das Erkunden von Tempeln und das Lösen von Rätseln laden dazu ein, die Level auch abseits der vorgegebenen Route zu erkunden. Anreiz dadurch geben typische Collectibles wie Artefakte und Tagebucheinträge, aber vor allem eines: das liebe Geld. Und Geld regiert auch die Welt von Strange Brigade. Denn damit kann man sein Arsenal durch stärkere Wummen erweitern, um sich noch effizienter seiner Gegner zu entledigen. Die Rätsel, die meist den Weg zum großen Geld versperren, reichen von banal über Minispiele bis hin zur knackigen Denksportaufgabe. Schalterrätsel sind ebenso an der Tagesordnung wie das Finden aller Katzenstatuen. Für manche Rätsel hat man sogar nur drei Versuche, bevor man das Level oder den letzten Checkpoint neu starten darf, wenn man die Lösung nicht gefunden hat. Nathan Drake würde endlich mal glaubwürdige Aufgaben lösen müssen, würde er sich in die Welt von Strange Brigade verirren. Wer aber die Screenshotfunktion der PS4 zu nutzen weiß, kann auch bei den zufällig generierten Memory-Rätseln problemlos punkten. Die Belohnung für aufmerksame Forscher? Nun, wie bereits erwähnt gibt es Geld und Collectibles. Doch ebenso wertvoll sind die bunten kleinen Steinchen, die man in die Edelsteinplätze seiner Waffe packen kann. Eher selten sind sie Quelle unschätzbarer Kraft für den Nutzer. Mehr Schaden? Abprallende Schüsse? Oder gar Gesundheitsraub? Kein Problem. Doch seid lieber vorsichtig beim Ausprobieren, denn die Plätze sind begrenzt und beim Auswechseln wird der aktuelle Stein zerstört.

Forscher gehen nie allein

Ein Koop-Shooter muss natürlich auch die Möglichkeit bieten, im Koop zu spielen. In Strange Brigade kann man entweder einem zufälligen, bzw. öffentlichen Spiel beitreten oder eine Lobby für 4 Personen eröffnen. In diese kann man seine Freunde entweder einladen oder man startet das Spiel und wartet darauf, dass die Mitspieler selbst einsteigen, wenn sie so weit sind. Beigetretene Spieler können auch das Spiel jederzeit wieder verlassen, aber nur der Host kann die Gruppe mit zurück in die Lobby nehmen. Wirklich schön dabei ist, dass man jederzeit ein- und wieder aussteigen kann. Die Spieler erscheinen dann an der Stelle, an der sie auch erscheinen würden, wenn sie gestorben wären: in einem Sarkophag. Gleichzeitig muss man nicht in einer Sitzung zwangsläufig einen Level abschließen, die Gruppe kann auch vom letzten Checkpunkt erneut starten. Und diese sind wirklich großzügig verteilt. Einziger Wermutstropfen: Während die ganze Gruppe sich die Collectibles teilt bzw. bei den abzuschießenden Gegenständen jeder seine Chance erhält, so werden Geld und Edelsteine nicht aufgeteilt und so bricht schnell ein Streit um die Schatzkisten aus. Dennoch macht das gemeinsame Erkunden Spaß, wenn sich die Gruppe aufteilt bekommt jeder seinen eigenen Geheimgang und gute Freunde können auch fair teilen und sich beim Öffnen der Kisten abwechseln, oder danach entscheiden, wer aktuell das wenigste Gold gesammelt hat. Wer jedoch genug von der Kampagne hat oder die Nase davon voll hat, dass alle Gruppenmitglieder die Zwischensequenzen überspringen müssen, kann auch nach Spielen im Modus Horde oder Punktespiel suchen. Diese sind so, wie man sie sich vorstellt und sind für jene, die in der Highscorejagd Befriedigung finden. Einen Splitscreen-Modus sucht man leider vergebens.

Die seltsamste aller Brigaden

Zu den Trophäen von Strange Brigade gibt es nicht viel zu sagen. Wer das Spiel ausgiebig spielt, wird mit einer Platin-Trophäe belohnt. Das gilt sowohl für die Kampagne, als auch für den Horde-Modus, in welchem man einmal Welle 4 erreicht haben muss, ohne dabei Schaden erlitten zu haben. Dafür muss man aber auch mit jedem der vier Hauptcharakter spielen, denn es gibt eine Trophäe dafür, mit jedem einmal ein Level abgeschlossen zu haben und eine dafür, alle Amulette freizuschalten. Diese „Finde alle ...“-Trophäenart zieht sich auch quer durch das ganze Spiel: Löse jede Art von Rätseltür, Sammle alle Katzengötzen, Schalte alle Waffen frei, Schließe die Hauptreliktsammlung ab, Sammle alle Kanopenkrüge, Schließe die Sammlung der Hauttagebücher ab… ja, für Freunde des Erkunden und Sammelns ist eine ganze Menge dabei und ebenso muss eine beträchtliche Menge Gold gesammelt werden, um so weit zu kommen. Aber auch das gemeinsame Spielen wird belohnt. Während man ohne Neustart fünfmal einen Sarg verlassen soll, gibt es auch eine Belohnung dafür, einen Kameraden 10 Mal aus einem Sarg zu erretten. Wenn der Partner jedoch partout nicht sterben will, kann man das Ganze auch mit der Trophäe „Töte einen Kameraden mit einer Falle“ verknüpfen. Tötet man in der Zeit fleißig Zombies, wird man ja am Ende vielleicht auch mit der Bronze-Trophäe für den Erhalt von doppelt so vielen Münzen wie der Partner belohnt. Teamspieler besiegen aber lieber den Endboss, ohne „den entscheidenden Todesstoß auszuführen“.

 

FAZIT

Strange Brigade ist genau das, was es versucht zu sein – ein dummer, aber aberwitziger Koop-Shooter mit Rätseleinlagen, die das Forscherherz entzücken. Klar, hier und da kommt es zu Abnutzungserscheinungen, besonders was den Sprecher angeht und an ein paar Feinheiten in der Steuerung hätten die Entwickler feilen können, aber für ein paar lustige Koop-Runden steht dem Spaß nichts im Wege. Allerdings liegt hier auch der Knackpunkt. Singleplayer-Spieler werden nur sehr schwer auf ihre Kosten kommen. Vergleicht man das Spiel mit Uncharted, so erkennt man viele Parallelen, doch der Charme der Figuren und eine spannende Geschichte fehlen hier ganz. Deshalb kann ich es auch nur für jene empfehlen, denen es nach Koop-Futter dürstet. Dank einfachem Drop-In und Drop-Out und den regelmäßigen Checkpoints, die auch über eine Spielsitzung hinaus erhalten bleiben, ist das Spiel auch gegen unerwartete Unannehmlichkeiten gewappnet, die ein Zusammenspiel mehrerer Personen gelegentlich mit sich bringen. Auch wenn ein Split-Screen-Modus wünschenswert gewesen wäre.

 

7.5 von 10

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