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IGNORIERT

Persona 4 Golden im Test für die PS Vita - Klassisches Rollenspiel in aktuellem Gewand


Realmatze

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Atlus‘ hauseigene Marke Megami Tensei, kurz MegaTen, begann ihren Erfolgskurs bereits im Jahre 1987. Etliche Spin-offs und Fortsetzungen erschienen auf diversen Konsolen und Handhelds. Leider zumeist nur in Japan. Einer ihrer selbst hierzulande erschienenen Ableger ist Shin Megami Tensei: Persona. Dieser Spin-off ist sogar so erfolgreich, dass er prompt mehrere Teile und Anime Serien spendiert bekam. Mit „Persona 4 Arena“ erschien sogar ein Spin-off zum Spin-off. Im Jahre 2009 erschien dann endlich Persona 4 für die PlayStation 2, welches nun in überarbeiteter Form vier Jahre später für die PlayStation Vita erschienen ist. Was Persona 4 Golden neu macht und ob es ein würdiges Spiel einer so erfolgreichen Reihe ist, erfahrt ihr in unserem Test.

 

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Abgedrehtes Japano-Zeugs in Story Format

Die Geschichte von Persona 4 Golden klingt wie eine typische Anime-Serie. Ein junger Teenager zieht aufs Land zu seinem Onkel und seiner kleinen Cousine, trifft dort einen tollpatschigen Jungen und jede Menge hübscher Mädchen und trampelt bei diesen in jedes erdenkliche Fettnäpfchen. Doch damit hat man erst das grobe Grundgerüst. Denn gleich zu Beginn passiert etwas Merkwürdiges. Über die Stadt legt sich ein Schatten, als nach und nach Personen verschwinden und Wochen später tot wieder aufgefunden werden. Das seltsame, all diese Personen sind kurz vorher im sogenannten Midnight Channel aufgetaucht. Eine Sendung, die wie von Geisterhand in Regennächten ausgestrahlt wird.  

Wie es der Zufall so will, ist der Onkel der namenlosen Hauptperson leitender Kriminalist im Fall der mysteriösen Morde rund um die trostlose Stadt Inaba und so machen er und seine neuen Freunde es sich zur Aufgabe den Fall ebenfalls zu untersuchen und weitere Morde zu verhindern. Natürlich ist Onkel Ryotaro Dojima damit ganz und gar nicht einverstanden, weshalb die Gruppe sich ihre Informationen vom trotteligen Polizisten Tohru Adachi holen muss, was besser funktioniert als erwartet, da dieser oft laut ausspricht, was er denkt. Allerdings hat die Gruppe von Schülern ein weiteres Geheimnis, von dem die Polizei nichts erfahren darf. 

Die Party hat nämlich die Fähigkeit entdeckt, in die Welt hinter den Fernsehern zu kommen. Hierhin werden die Opfer nämlich entführt, bevor sie sterben. Und das ist nicht ganz ungefährlich, denn in dieser Welt lauern allerlei Gefahren in Form von Monstern. Deshalb müssen sich die Helden gut ausgerüstet auf den Weg machen, die Verschwundenen aus den Klauen der größten Gefahr zu befreien – der Manifestation ihrer tiefsten und innersten Gefühle, die sie tief in sich begraben halten und nun als riesige Monster nach ihrem Leben trachten. Keine leichte Aufgabe also.

 

Als Teeny ist das Leben die Hölle

Und das nicht nur im übertragenen Sinne. Wir wissen nun, was die stetig wachsende Gruppe um Yosuke, Chie, Yukiko und dem namenlosen Protagonisten im Fernsehen so treiben, aber was ist das denn für ein Leben? Schüler haben nämlich noch ganz andere Sorgen. Zum Beispiel den Schulunterricht, an dem der Spieler von Montag bis Samstag teilnehmen darf, sofern er nicht genügend Courage zum Schwänzen aufgebracht hat. Und ein wahrer Streber geht am Nachmittag in die Bibliothek und setzt sich am Abend an seinen Sekretär um sein Wissen zu erweitern. Nun, das ist tatsächlich möglich, jedoch dem Spielspaß nicht wirklich zuträglich.

Deshalb sollte man doch lieber den üblichen Problemen eines Schülers nacheifern. Wie zum Beispiel die Liebe. Seine beste Freundin mal zum Essen oder ins Kino einladen, oder mit Kumpels auf dem Roller nach Okina um dort Frauen aufzureißen und am Ende darauf wetten, wer die meisten Telefonnummern abgegriffen hat. Ihr könnt euch sicher denken, dass dabei die lustigsten Dialoge zustande kommen. Man kann aber auch sinnvolle Dinge tun, wie den Schulsport oder Arbeitsgemeinschaften zu besuchen oder gar arbeiten gehen.

Natürlich kann man auch seinen Hobbies fröhnen. Angeln, Käfer fangen, Origami falten, all sowas steht dem Spieler in Persona 4 Golden zur Verfügung. Man kann aber auch einfach nur mit Freunden abhängen oder Shoppen gehen. In der Einkaufspassage, im Junes Store, oder sogar beim Shopping Kanal im Fernsehen. Selbst rollenspieltypische Nebenmissionen können abgeschlossen werden. Bei all den Möglichkeiten kann man die Zeit schon mal vergessen und die verrinnt so schnell wie Sand zwischen den Fingern. Da darf man nicht das Ziel aus den Augen verlieren, sonst endet das Spiel früher als einem lieb ist.

 

I don’t speak german

Shin Megami Tensei: Persona 4 war wie jeder andere Teil schon nur in Englisch verfügbar und so ist es nun auch wieder mit diesem Teil. Leider sind alle Texte und die sehr gute Synchronisation einzig und allein in der allseits beliebten Sprache gehalten und somit nichts für Sprachmuffel. Glücklicherweise ist das Spiel nicht so textlastig wie Virtue’s Last Reward, doch wie in einem Rollenspiel üblich gibt es trotzdem jede Menge zu lesen, gerade abseits der Kämpfe. Das Spiel läst sich trotzdem auch mit gutem Schulenglisch verstehen, den Rest muss man wie üblich aus dem Kontext schließen, sofern man nicht mit einem Wörterbuch daneben sitzen möchte. Zum Trost ist die gesprochene Sprache dafür äußerst realistisch – Emotionen und Dialekte hört man sehr gut heraus und wenn man erst drin ist, merkt man gar nicht mehr, dass es sich nicht um seine Muttersprache handelt.

 

 

Kampfsystem der Alten Schule

Japano-RPG Freunde werden mit Persona 4 Golden sicher eine glückliche Zeit haben, wenn es um die Kämpfe geht. Das rundenbasierte Kampfsystem was man hierzulande aus den alten Final Fantasy Spielen kennt und leider am Aussterben ist, hält sich hier noch immer Wacker – aber beginnen wir von vorn. Sobald man in die Welt hinter dem Ferseher eingetreten ist, lässt man sich vom treuen Teddy in einen der stetig neu hinzukommenden Dungeons bringen. Diese generieren sich immer wieder neu und sind vom Typ her immer gleich, vom Thema jedoch an die zu rettende Personen angepasst – man läuft durch diverse Stockwerke, bekämpft Monser und öffnet Truhen, bis man auf einen Endgegner trifft.

Die Gegner kommen glücklicherweise nicht in Zufallskämpfen, sondern sind bereits vorher als Schwarze oder rote Schatten in den Gängen erkennbar. Schlägt man sie, bevor sie einen bemerken, so erspielt man sich einen Rundenvorteil – genauso können es allerdings auch die Gegner machen. Im Kampf kann man dann entweder den Rush aktivieren, dann greifen die Personen selbstständig mit normalen Angriffen an. Sinnvoller ist es aber die Gegner zu analysieren und dann zu entscheiden, ob man normale Angriffe macht, mithilfe seiner Persona zaubert oder Items verwendet. Der Protagonist kann sogar seine Persona tauschen, die anderen sind aber an ihre jeweiligen gebunden.

Nutzt man die Schwächen seiner Gegner aus oder wirft sie anderweitig zu Boden, so erhält man einen weiteren Zug, manchmal aktiviert sich auch ein Freundesangriff oder gar ein fataler Angriff, mit dem sich alle auf die Gegner stürzen. Am Ende des Kampfes erhält man dann wie üblich Erfahrungspunkte, Geld und Items, jedoch hat man auch die Chance die Shuffle Time zu aktivieren, in der man Karten ziehen kann, die dann noch ein paar weitere Boni geben. Schafft man es sogar alle Karten zu ziehen, erweitert man diese auf den Sweep Bonus, mit dem man beim nächsten Mal mehr Karten ziehen kann. Das Kampfsystem ist zwar eingängig, doch viel zu komplex um auf alles einzugehen. Vieles ist ganz einfach learning-by-doing und im Großen und Ganzen läuft es darauf hinaus, sich und seine Persona immer weiter aufzuleveln um für die nächste Herausforderung gewappnet zu sein.

 

Ein Kunstwerk im Anime Style

Die Grafik von Persona 4 Golden ist stark an den japanischen Anime-Stil angelehnt. Sowohl die gerenderten 3D-Modelle, als auch die 2D Sprites aus, wie direkt aus einer Serie entsprungen. Das passt natürlich zur abgedrehten Story, wie auch zu der sehr japanischen Spielmusik und den verrückten Figuren. Sehr stimmig sind auch Emoticons, die immer wieder eingeblendet werden sowie Wörter wie Thumb und BÄM, die direkt aus Comics zu stammen scheinen und Kampfwolken, aus welchen immer wieder Köpfe und Körperteile herausragen vervollständigen das Gesamtbild.

Ebenfalls sehr Anime-typische Szenen wie Mädchen, die sich von einem Jungen peinlich berührt fühlen und diesen erst einmal Kilometerweit wegstoßen und überhaupt die ganzen übertrieben verrückten Charaktere erwecken den Eindruck, man schaue einen Anime. Was für abgedrehte Charaktere? Da wäre zum einen ein dickes Mädchen, was auf Diät ist und trotzdem eine Vier-Mann-Portion Chilli con carne verdrückt und alles, worauf sie Platz nimmt, zum bersten bringt. Ein Fuchs, der gern die Wünsche der Leute erfüllt, die diese am Schrein hinterlegen und nebenbei gegen einen kleinen Obolus die Party heilt und ein verschwiegen homosexueller Minderjähriger, der mit seinem Fahrrad herumfährt und sich Biker-Gangs zur Brust nimmt, beim Anblick von Frauen jedoch gleich in Ohnmacht fällt.

Es gibt natürlich noch viel mehr Personen, aber was macht es für einen Sinn, das alles vorher schon zu verraten? Der Spieler kann sich definitiv auf eine ganze Menge lustiger Szenen gefasst machen und Anime-Fans dürfen sich über massenhaft Fanservice freuen. Und damit meine ich nicht, dass man den Damen unter den Rock gucken kann.

 

Trophäenjagd? Nebensache.

Wer Persona 4 Golden spielt, sollte sich nicht zu sehr auf die Trophäen konzentrieren. Diese sind nur sehr schwer in einem Durchgang zu holen und man würde sich vermutlich nur den ganzen Spaß verderben, da man sich bei der Jagd nach den Trophäen nur unnütz spoilern müsste und zudem den Zeitdruck viel stärker spüren würde. Dann doch lieber den ersten Durchgang genießen und anschließend schauen, was es noch so zu tun gibt, denn neben dem Aufbau aller sozialen Kontakte ist auch das Erreichen diverser Enden von Nöten. Zudem ist Persona 4 Golden so umfangreich, dass jeder Durchgang anders angegangen werden kann und man immer wieder neues entdeckt, man muss es nur wollen.

 

Fazit

Persona 4 Golden ist ein gelungenes Remake, aber auch sehr gut geeignet für Anfänger der Serie: Zusammenhänge mit anderen Teilen gibt es keine. Doch auch Kenner der PS2 Version könnten durchaus ihren Spaß haben, denn neben einer neuen Figur mitsamt neuer Storyline und Ending, gibt es auch neue Zwischensequenzen, neue Social Links und neue Dialoge, sowie viele kleinere neue Extras.

Auf der Kehrseite hingegen macht das Spiel es den Menschen, die eine natürliche Abneigung gegen die japanische Kultur haben, schwierig, sich mit ihm auseinanderzusetzen. Hinzu kommt das einzige Manko der Sprachbarriere. Denn obwohl das Spiel eine Art Zeitbegrenzung hat, kann man diese nicht einmal als Nachteil sehen, da man beim Scheitern einer Rettung eine Woche zurückgesetzt wird, wodurch man diese ganz anders angehen kann. Bei Genrefans ist jedoch stundenlanger Spaß vorprogrammiert, diese können bedenkenlos zugreifen. Und wer weiß, vielleicht entwickelt der ein oder andere Rollenspiel Fan beim Spielen auch ein bisher unbekanntes Interesse für Animes.

 

9 /10

     

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