Bewertet das Spiel bzw. den Spielspaß

[Ninja-ZX10R-2004]

Das erste 20% der Welttournee waren sehr angenehm zu spielen. Die Grafik ist außergewöhnlich, bunt, schlicht, aber wie ich finde genau passend. Die Strecken sind ausreichend breit zum Überholen und haben viele langgezogene Kurven, durch welche man präzise steuern kann. Es erinnert in vieler Hinsicht an das Sega Spiel Outrun 2006 - Coast 2 Coast. Mit fortlaufendem Spielfortschritt werden die Rennstrecken aber immer schmaler und winkliger, so dass ich einige Mühe hatte, gleichzeitig zu Gewinnen und alle Münzen einzusammeln. Dies lag in erster Linie jedoch nicht am Streckenlayout selbst, sondern daran, dass man immer brutal ausgebremst wird, sowie man die Stoßstange eines anderen Fahrzeuges auch nur ganz leicht berührt. Das fühlt sich jedes Mal so an, als wenn man ein Schlag auf den Hinterkopf bekommt. Ich finde die Entscheidung der Programmierer, diese Eigenart ins Spiel zu implementieren, hat den ganzen Spielspaß versaut. Berührt man einen Gegner seitlich, wird man nicht ausgebremst, es sei denn, man will den Führenden überholen. Dann wird man auf einmal auch bei seitlicher Berührung ausgebremst. Auslaufzonen oder Leitplanken gibt es auch nicht! Stattdessen Schilder, Laternen und Bäume, welche einen zum Überschlagen bringen, sowie man versucht, einen Gegner auszuweichen oder von diesem angerempelt wird. Einige Strecken wie z.B. "Gift" sind eine extreme Belastung für die Augen. Nacht, Regen, Blitze und ruckartige Richtungswechsel. Ich habe noch nie so oft während eines Spiels geflucht, wie bei Horizon Chase Turbo.

Man bekommt zwar ständig neue Autos und Updates, doch wofür, wenn die Gummiband-KI über Sieg oder Niederlage entscheidet? Ich habe festgestellt, dass die Rennen um so schwieriger werden, je schneller das Auto ist. Beim letzte Rennen in Japan probierte ich viele Autos aus, meine Rundenzeiten wurde von Mal zu Mal besser, aber die Gummiband-KI ließ mich einfach nicht gewinnen. Auch nicht mit dem mittlerweile frei gefahrenen Gentleman. Dann nahm ich den langsamen Janis (VW-Bus) und gewann mit einer viel schlechteren Gesamtzeit.

Mit Beginn der Turnier-Serien dachte ich noch, jetzt fängt das Spiel wieder an Spaß zu machen, da man nicht mehr gleichzeitig Gewinnen und alle Münzen einzusammeln muss. Doch es gewinnt immer der gleiche KI-Gegner oder wird Zweiter und bei Punktgleichstand gewinnt das Turnier der Sieger des letzten Rennens. Natürlich ist das letzte Rennen in der Regel auch das schwierigste. So ist man wieder gezwungen, fast jedes Rennen zu gewinnen. Die 4 Amateur- und 8 Profi-Turniere sind ja noch leicht. Wie oft ich jedoch ein Meister-Turnier verloren habe bei Punktgleichstand und ständig die vier Rennen wiederholen musste, ist nicht mehr schön. Es sind ja so schon 12x4=48 Rennen. Doch daraus wird schnell nochmal ein Vielfaches. Ich musste mich über Monate hinweg regelrecht dazu zwingen die Meister Turniere zu fahren, so sehr haben mich diese aufgeregt.

 

Nachfolgend eine Auflistung, wie die Programmierer wohl Spielspaß definieren, ich jedoch Unfairness.

 

Spoiler

• Man startet jedes Rennen als Letzter.
• Berührt man nur ganz leicht die Stoßstange den Voranfahrenden, wird man brutal ausgebremst.
• Bei 96 Rennen und 19 KI-Gegnern kommt es nicht einmal vor, dass der unmittelbare Konkurrent dritter wird.
• Gewinnt man Rennen 1 und 3 und der KI-Gegner 2 und 4, hat man verloren.
• Sammelt man alle Münzen ein, bekommt man einen automatischen Boost "geschenkt". Blöd nur, dass sich die letzte Münze in der Regel am Kurveneingang befindet. Sinn macht Beschleunigung nur am Kurvenausgang und auf den Geraden. So läuft man noch Gefahr, sich in der Kurve zu überschlagen.
• Während man selbst keinen Rückspiegel besitzt, weiß der KI-Gegner jedoch genau, auf welcher Seite man zum Überholen ansetzt.
• Läuft man auf den Führenden auf, kommen zu überrundende Fahrzeuge dem Führenden zur Hilfe und verlangsamen ihr Tempo notfalls bis zum Stillstand, so dass man oftmals mit Diesen kollidiert.
• Manchmal fahren zwei Gegner auf schmalen Strecken eine komplette Runde nebeneinander, so dass man nicht vorbeikommt. Ergebnis: Man darf wieder alle vier Rennen wiederholen.

Zum Schluss sind noch die 157! (12 + 36 +109) Ausdauer-Rennen zu bestreiten. Tunlichst darf man kein Rennen abbrechen, oder schlechter als fünfter werden, sonst fängt man wieder ganz von vorne an. Daher sollte man regelmäßig den Spielstand in der Cloud oder auf USB-Stick sichern! Die Ausdauer-Rennen fand ich einfach nur Öde. Hier wäre es wesentlich motivierender gewesen, den Abenteuer-Rennen eine Trophäe zu gönnen, da man hier mit jedem Auto ein Turnier bestreiten muss. So spielt die Abenteuer-Rennen doch keiner.

 

Im Vergleich zum Hauptspiel, hatte ich mit dem DLC Senna durchaus meinen Spaß. Und das nicht, weil es einfacher ist, sondern weil sich alles viel fairer anfühlt. Da es reale Rennstrecken sind, verfügen diese über Auslaufzonen, welche einen zwar etwas ausbremsen, aber man überschlägt sich nicht mehr. Es gibt in jedem Rennen drei Herausforderungen wie Münzen sammeln oder in einer bestimmten Runde nachtanken, aber man muss nicht alle Herausforderungen gleichzeitig in einem Rennen schaffen. Da geht man gleich viel motivierter an die Sache heran. Das eigentliche Gewinnen ist auch nicht einfacher wie in den Meister-Turnieren des Hauptspiels, doch dank wählbarer Cockpit  Perspektive war es viel leichter Auffahrunfälle zu vermeiden. Und solche Gemeinheiten wie bei den Turnieren, wo überrundete Fahrzeuge auf der Strecke parkten, sowie man auf den Führenden aufläuft, gab es auch nicht. Wer also nach dem Hauptspiel froh war, endlich durch zu sein, sollte trotzdem irgendwann einmal das DLC Senna spielen. Die anderen DLC haben leider keine Trophäen.

 

Da hier jedoch nur das Hauptspiel bewertet werden soll, muss ich leider sagen, dass ich die Eigenschaft "Spaß" in keinster Weise mit diesem Spiel in Verbindung bringe. Eher solche Dinge wie Frust, Unfairness und Stress. Daher gebe ich dem Spiel auch nur 3 Punkte.

Bearbeitet 3. August 2023 von Ninja-ZX10R-2004