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Grand Ages: Medieval im Test für die PS4: Bauen, Handeln, Kämpfen


Souly

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Grand-Ages-Medieval-266x266.jpgStrategie-Fans aufgepasst, ein neues Grand Ages ist auf dem Markt. Diesmal mit dem Mittelaltersetting und mit neuen Funktionen rund ums Städte gründen, Handeln und natürlich Erobern. Die deutsche Spieleschmiede Gaming-Minds, die unter anderem für Strategiekracher wie Port Royale 3 und Patrizier 4 verantwortlich sind, wollen mit Grand Ages: Medieval eine Mischung aus Civilization, Total War und Port Royale unter die Leute bringen. Unterstützt werden sie dabei von dem deutschen Publisher Kalypso Media GmbH. Ob die Mischung gelungen ist oder doch zu viel gewollt wurde, erfahrt ihr wie immer bei uns im Test.

 

Vom Stadthalter zum Kaiser

In Grand Ages: Medieval (kurz GAM), hat der Spieler die Auswahl zwischen drei Spielmodi: Kampagne, Freies Spiel und Multiplayer. Die Kampagne ist eine Art umfangreicheres Tutorial, an dessen Ende das Spiel zu einem freien Spiel wird. Das freie Spiel ist, wie der Name schon sagt, ein Spiel ohne großartige Zielvorgaben. Hier kann der Spieler tun und lassen was er möchte. Der Multiplayer empfiehlt sich nur für Freunde und Bekannte, denn eine Multiplayerrunde kann schon mal 10 – 20 Stunden dauern, weshalb es eher wenig Sinn macht, ein Spiel mit zufälligen Bekanntschaften zu starten. Das Spiel kann aber jederzeit abgespeichert und später wieder geladen werden.

Die Tutorial-Kampagne startet der Spieler als Leon Vasselios, dessen Vater Stadthalter von Sofia und kaiserlicher Leibwächter ist. Durch seine Pflichten am Hof überträgt er Leon die Stadt. Nun soll natürlich die Story nicht gespoilert werden, daher belassen wir es mal bei dieser Einführung. Im Laufe der Kampagne bekommt der Spieler Aufgaben, die ihm das Spiel, seine Mechaniken und die dazugehörigen Zusammenhänge erläutern. So muss man neue Städte bauen, im Rang aufsteigen und diplomatische Beziehung pflegen bzw. gezielt zerstören. Nach rund 10 Stunden Spielzeit, wenn man sich etwas Zeit lässt, ist die Kampagne durch, man kennt sich mit jedem Winkelzug des Spieles aus und kann nun im freien Spiel seine Erfahrungen anwenden. Wer nun nicht mehr mit Leon spielen möchte, kann natürlich auch ein neues freies Spiel starten. Dieses umfangreiche Tutorial ist mit einer schönen Story hinterlegt und strotzt vor Detailverliebtheit. Manche historische Schnitzer (Sofia hieß damals nämlich noch Triadica) haben sich leider eingeschlichen, sind aber eventuell auch beabsichtigt, um dem Spieler die Städteerkennung zu erleichtern. Alles in allem ist das Tutorial sehr gelungen und auch für erfahrene Spieler hin und wieder durchaus fordernd.

Im freien Spiel kann der Spieler so einiges individuell einstellen. Das reicht von der Größe der Karte (ganz Europa, nur die Hanse, Osteuropa, Mittelmeer usw.) über die Anzahl der Konkurrenten bis hin zum Startkapital. Je nach Einstellung, gestaltet sich der Start des Spiels entweder sehr expansiv oder eben etwas langsamer. Im Spiel selbst gilt es dann, Europa zu vereinen, die Konkurrenten zu verdrängen oder zu erobern und der größte Kaiser aller Zeiten zu werden.

 

 

Über gierige Konkurrenten…

Um sein Imperium zu vergrößern und im Adels-Rang aufzusteigen, gibt GAM einem drei Möglichkeiten an die Hand. Man kann seine bestehenden Städte ausbauen und so den Einflussradius erhöhen, neue Städte gründen um neue Handelswaren zu erschließen oder bestehende Städte übernehmen indem man sie abkauft oder erobert. Doch die Konkurrenz schläft nicht und will ebenfalls viele Städte gründen und so kann es schon mal sein, dass an der Stelle wo man gerade seine Stadt platzieren wollte auf einmal eine andere steht. Dagegen hilft Diplomatie oder das Schwert. Beides wird sich als ein teurer Spaß herausstellen.

Damit man die dicke Kohle nach Hause bringt, muss man eine Armee gründen. Nein keine mit Schwert und Schild, sondern eine mit Pferd und Karren. Die Händler und das Handelssystem sind das wichtigste Element in GAM und bieten so einiges an Möglichkeiten. Das Grundprinzip ist simpel: kaufe Waren günstig in einer Stadt und verkaufe sie teuer in einer anderen. Das kann man manuell oder automatisiert über Handelsrouten realisieren. Man wird allerdings schnell merken, dass das mit dem Angebot und der Nachfrage manchmal gar nicht so einfach ist. Die eigenen Betriebe brauchen Rohstoffe, die Bevölkerung will lieber Luxuswaren und Endprodukte. Darum muss man dem Händler sagen, was er mit seinem begrenzten, aber erweiterbaren Platz auf dem Karren so priorisieren soll. Eher die Bevölkerung oder die Produktionsketten. Außerdem kostet der Einkauf der Waren natürlich erst einmal Geld und bis die Waren verkauft sind, kann man so schon das ein oder andere Mal in die roten Zahlen kommen. Im Normalfall stellt sich die Händler-KI aber ziemlich clever und vorausschauend an und bringt einen satten Profit mit nach Hause.

Wenn man dann stinkenreich ist, kann man entweder versuchen Städte friedlich zu übernehmen oder eine Armee auszuheben (jetzt aber die mit dem Schwert und dem Schild). Wenn man eine Stadt abkaufen möchte, muss man in der Stadt eine Beliebtheit von 95% und beim Stadthalter von 80% vorweisen. Die Beliebtheit bei der Stadt erhöht sich durch Handel mit dringend benötigten Waren, beim Stadthalter durch Bestechung. Dies kann wirklich ein sehr teurer Spaß werden, da der Stadthalter im Normalfall ne ziemlich gierige Drecksau ist. Um von 50% auf 80% zu kommen, gehen so schon einmal die ersten Milliönschen flöten. Das Angebot für die Stadt berechnet sich scheinbar aus Größe der Stadt, dem eigenen Reichtum und dem Zufalls-Gier-Faktor des Stadthalters. "Was? Für ne verdammte Pinkelstadt mit 1000 Einwohnern sind dir 10 Millionen nicht genug?“. Nunja, da hilft dann wohl doch nur noch eins. Zu den Waffen!

…und ungewöhnliche Fauna

Also rein in die Kaserne, 50 Truppenkontingente ausgehoben und los gehts. Aber welche Truppen bilde ich jetzt nur aus? GAM hat insgesamt 5 verschiedene Truppenarten die nach dem Schere-Stein-Papier Prinzip Stärken und Schwächen haben. Hierbei gilt: Speerträger > Kavallerie > Bogenschützen > Nahkämpfer > Speerträger. Eine Sonderform stellt die Belagerungseinheit dar, die nur gegen Städte effektiv ist. Eine gemischte Truppe erreicht in GAM also größtmögliche Erfolge. Mit diesem Wissen hebt man nun seine Streitmacht aus und zieht in die Schlacht…aber…was ist denn nun? Eben noch steinreich und jetzt schon wieder im roten Bereich? Tja…so eine Armee kostet eben richtig saftigen Unterhalt und man sollte sich genau überlegen, wie viele Truppen man für eine kleine Pinkelstadt denn ausheben will, denn sonst wachsen einem die steigenden Kosten schnell über den Kopf und das ursprüngliche Ziel, nämlich Geld zu sparen, wandelt sich in das Gegenteil um.

Nagut, dann eben von den 50 Truppen 40 wieder zu Frau und Kind zurück schicken, schließlich ist die Stadt nicht stark befestigt. Jetzt aber los, doch nein…meine Händler werden von Raubtieren attackiert und verlieren ihre Waren. Ein kurzer Zwischenstopp wird wohl nicht schaden. Mit der frischen Armee am Ort des Geschehens angekommen, müssen die Soldaten sich mit einem kleinen Rudel von rund 150 Leoparden rumärgern. Hmm…Leoparden…Rudel…150 Tiere…in Spanien (Mein Startgebiet)…dazu mal ein kleiner Blick nach Wikipedia: „Leoparden sind typische Einzelgänger“. Kann ja mal vorkommen, dass 150 Leoparden in einem nicht heimatlichen Gebiet auf Menschjagd gehen. Wer die neue Serie „Zoo“ verfolgt, wird wissen, dass das völlig natürlich ist. Egal, meine Armee macht kurzen Prozess mit den Tierchen und meine Händler haben wieder ihre Ruhe. Nun aber in Richtung Stadt.

Angekommen, beginnt die Armee direkt mit der Belagerung. Die zwei Truppenkontingente in der Stadt sind schnell erledigt und dann heißt es warten. Während einer Belagerung dezimiert sich ein Verteidigungszähler der Stadt bis er null erreicht und die Stadt damit eingenommen ist. Je nach Größe der Stadt ist dieser Zähler unterschiedlich hoch und wenn die Stadt zu einer Burg ausgebaut wurde, verschießt diese auch Pfeile und dezimiert somit die angreifenden Truppen. Der Zähler geht umso schneller herunter, umso größer die angreifende Armee ist. Die Kämpfe finden vollkommen automatisiert statt und die Truppen versuchen ihre Stärken und Schwächen bestmöglich auszunutzen. Es wird ein kleiner Kreis eingeblendet, mit der man die Anzahl der eigenen und der gegnerischen Truppen beobachten kann. Allerdings ist die Anzahl der Truppen weniger entscheidend als die Zusammenstellung und so kann auch eine 3:1 Übermacht schnell verlieren. Ein nettes Feature: man kann für jede Schlacht eine automatische Flucht einstellen. Dann fliehen die Truppen, deren Mannstärke unter 20% fällt, automatisch in die nächstliegende Stadt und wird dort kostenfrei wieder aufgestockt. Mit dieser Einstellung ist es eigentlich unmöglich Truppen tatsächlich zu verlieren. Nach ein bisschen Warterei gehört die Stadt nun zum Imperium.

Technologie bis zum Höhepunkt

Natürlich gibt es in GAM auch einen Tech-Tree. Immer wenn man einen Adelsrang durch Einflusspunkte aufgestiegen ist, gibt es drei Technologiepunkte zum Verteilen. Die Kategorien sind Produktion, Infrastruktur, Militär und erst ab dem Rang König verfügbar – Akademie. Diese beziehen sich auf verschiedene Aspekte des Spiels und geben dem Spieler in der jeweiligen Kategorie einen gewissen Vorteil. Im Produktionsbaum werden zum Beispiel die verschiedenen Waren, von denen es insgesamt 20 gibt, freigeschaltet oder die Produktion verbessert.

Im Infrastruktur-Baum kann man bessere Straßen und Burgen, Boni für die Händler und Siedler und Boni für die Städte freischalten. Diese erweisen sich als äußerst nützlich, da die Straßen für eine deutlich schnellere Fortbewegung der Händler sorgen und man zum Beispiel auch die Kapazität der Karren verdoppeln kann. Der Militärbaum dient lediglich zum Freischalten neuer Einheiten und den dazugehörigen Gebäuden für die Kaserne. Interessant ist, dass man bestimmte Einheiten nur in bestimmten Gebieten ausbilden kann, so dass zum Beispiel Langbogenschützen nur in Britannien verfügbar sind.

Der letzte Baum wird erst ab dem Rang König, also dem letzten Rang freigeschaltet. Hier bekommen die Kasernen beim Erreichen einer bestimmten Einwohnerzahl im Reich einige Boni, die die Ausbildungs- und Unterhaltskosten betreffen. Schade, dass lediglich das Militär hier einen Bonus im Late-Game bekommt, denn man kann das Spiel durchaus ohne eine einzige kriegerische Handlung gewinnen. Hier wäre es schön gewesen, wenn man sich ein wenig spezialisieren hätte können aber das ist nur ein kleiner Makel in einem ansonsten wirklich runden Spiel.

Das Mid-Game Problem

Ein wesentlich größerer Makel ist, dass das Spiel in der Mitte ein Motivationsproblem hat. Am Anfang baut man fleißig Städte und handelt sich zu Reichtum. Irgendwann erreicht man den Punkt, dass man eigentlich alle Produktionsketten perfekt gebaut hat und eine ideale Versorgung durch Händler stattfindet. Man will eigentlich gar nicht wirklich expandieren, weil man dann Gefahr läuft, das Gleichgewicht zu zerstören. Diesen Punkt muss man irgendwie überwinden und einfach weiter machen, um dann letztlich ein so riesiges Reich zu erarbeiten, dass es eh nicht mehr möglich ist, alles perfekt zu haben. Wenn man genügend Geld erwirtschaftet hat beginnt dann nämlich das „Big-Business“, anstelle seine Betriebe nur um wenige Stufen zu erhöhen, beginnt man dann sehr große Schritte zu machen und dann kommt auch unweigerlich etwas Ungleichgewicht hinein und es wird wieder etwas spannender.

Noch ein paar Worte zum technischen Aspekt. Die Grafik ist wirklich wunderhübsch und man freut sich immer seine Städte wachsen zu sehen. Insbesondere diese sind sehr detailverliebt und man findet je nach Produktion und Standort mal eine Fischerhütte auf dem Fluss oder eine kleine Farm vor den Stadtmauern. Der Zoom-Faktor reicht von nahezu der gesamten Karte bis zu einzelnen Häusern. In der größten Zoom-Stufe kann man auch seine Händler samt Pferdekarren auf den Straßen beobachten. Ähnlich verhält es sich mit Sound und der Musik. Man hört die Münzen klimpern, den Karren auf den Pflastersteinen rumpeln oder Belagerungswaffen in Burgmauern einschlagen. Untermalt wird das Ganze mit ruhiger melodischer Musik, wie es für ein Aufbauspiel üblich ist und man es aus zum Beispiel Anno oder Port Royale kennt.

Die Steuerung ist für die Konsole sehr gut umgesetzt. Man findet sich ziemlich schnell in die Tastenbelegung ein und irgendwann flutscht schon fast alles automatisch. Für speziellere Dinge wie eine größere Einheitenauswahl, gibt es Sonderbefehle in Menüform oder eine Taste zum Großauswählen. Besonders zu loben: am Anfang kam mir auf der Couch alles sehr sehr klein vor, bis ich in den Einstellungen eine Funktion mit großem HUD gefunden habe. Für große Fernseher mit etwas Abstand zum Sessel perfekt und für meine schlechten Augen ebenfalls.

Trophäencheck

Wer die Platintrophäe in GAM erreichen möchte, wird einiges an Zeit investieren müssen. Schwer sind die Trophäen eigentlich nicht, Kampagne spielen, eine Stadt maximal ausbauen, eine Armee ausheben usw. Der Haken sind eher die Onlinetrophäen, da man eigentlich keine freien Spiele findet und man so erst einmal jemanden finden muss, der das Spiel ebenfalls spielt und vor allem die Zeit mitbringen möchte. Natürlich geht es bei einer Online-Verabredung sicherlich einigermaßen fix, mehr Spaß macht aber sicherlich eine wirkliche Runde König gegen König. Verpassbare Trophäen gibt es meines Wissens nach nicht.

Persönliches Fazit

Ein Glück konnte ich mich dazu durchringen, mir dieses Spiel zu kaufen und einen Test darüber zu schreiben. Sicher ist es nicht mehr das Aktuellste aber ich kann es jedem Strategiefan nur herzlichst empfehlen. Im Endeffekt spielt sich Grand Ages: Medieval ein bisschen wie Civilization, ein bisschen wie Port Royale und auch ein bisschen wie Total War. Alle samt große Strategietitel und deshalb ist das auch gar nicht schlimm. Das einzige was man GAM eventuell vorwerfen kann ist, dass dem Spiel ein bisschen die eigene Identität fehlt. Ich kann von mir aus nicht genau sagen, was das Spiel jetzt gegenüber den genannten besonders auszeichnet. Spaß macht es aber dennoch.

Das Mid-Game Problem hat mich dann schon eher gestört. Manchmal fehlte mir wirklich die Motivation dann letzten Endes das Spiel wieder an zu machen um diesen Punkt ganz bewusst zu überschreiten. Wenn er aber überschritten ist, packt einen schnell wieder der Ehrgeiz und man möchte seinen gierigen Konkurrenten einfach nur die Millionen in den Rachen für ihre 500 Einwohner Stadt stopfen. Problematisch wird es tatsächlich bei kleinen gut versorgten Städten, denn diese haben quasi keinen Mangel an Waren und man kommt so nicht auf die 95% Beliebtheit. Wenn diese allerdings wachsen, erledigt sich das Problem meist von selbst.

Ihr seht, ich könnte noch 2 Seiten über dieses Spiel schreiben, das würde aber den Rahmen sprengen. Daher kann ich nur sagen ein super Strategiespiel, das sich selbst noch ein wenig finden muss aber für viele Stunden unterhalten kann. Eine klare Kaufempfehlung von mir.

9.0/10

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