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IGNORIERT

Test: Unepic im Test für die PS4 – Pen & Paper in Spannend


Realmatze

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Metroidvania Spiele sind rar und doch wird man immer wieder mit Spielen dieser Art überflutet. Klar, einige davon machen ein wenig Spaß, andere sind zu uninspiriert oder es fehlt ihnen an Liebe. Jeder bringt irgendeinen Kniff mit rein, um sich von der Masse abzuheben und riskiert dabei Genre-Fans abzuschrecken. Das hat sich auch der spanische Entwickler von Unepic, der per Crowdfunding quasi im Alleingang seine eigene Version eines Sidescrolling-Dungeon-RPGs Leben einhauchte. Nun wurde es endlich auf die PS4 portiert und ob Unepic seinem Namen treu bleibt, oder ob sich doch eine kleine Perle dahinter verbirgt, erfahrt ihr unserem Test.

Ich nehme meinen Bogen und schieße einen Pfeil auf das Skelett

So beginnt Unepic: Die namenlose Hauptfigur sitzt mit seinen pickeligen Klischeenerds am Tisch und spielt lustlos mit ihnen Dungeons and Dragons. Natürlich wird er prompt dafür gescholten ein Wesen, welches nicht bluten kann, mit einer solch wirkungslosen Waffe ans Leder zu wollen. Doch seine Verteidigung, dass dies im echten Leben auch möglich sei, trifft nur auf Gelächter und mehr Schelte, für seine Unwissenheit und seine Kreativlosigkeit.

Deshalb seilt er sich erstmal von der Gruppe ab, um auf die Toilette zu gehen. Als plötzlich das Licht ausgeht, fummelt er ein Feuerzeug aus der Tasche, um sich etwas Licht zu gönnen – und findet sich plötzlich umgeben von Steinwänden in einer finsteren Burg wieder. Statt schockiert zu sein, hält er dies jedoch für eine coole Halluzination und beginnt mit dem Erforschen der finsteren Mittelaltergemäuer.

Die Story ist verrückt, bekloppt und gerade deshalb total sympathisch. Und das soll auch für den Rest des Spiels anhalten, so trifft er nach wenigen Räumen auf einen Burgwächter, der ihn zum willenlosen Sklaven machen will und stattdessen in seinem Körper gefangen bleibt und von dort an alles versucht, dass die Hauptperson stirbt, um endlich die Gewalt über seinen leblosen Körper zu übernehmen.

 

 

Von Nerds – für Nerds

Der Humor von Unepic ist allererste Sahne und das beweist nicht nur die ungewöhnliche, eigenartige und doch sympathische Story. Man merkt sofort, dass da kein kapitalistischer Witzeschreiber hinter sitzt, der jeden Lacher kühl berechnet hat und um seinen Job bangen musste, wenn einmal ein Gag ins Leere geht, sondern ein junger Videospieler, der seines Zeichens selbst der größte Nerd auf Erden zu sein scheint.

Deshalb feuert der namenlose, aber keinesfalls sprachlose, Hauptcharakter eine popkulturelle Referenz nach der anderen raus. Dabei werden gleichermaßen Videospiele, wie auch Filme oder Comics auf die Schippe genommen. Viele sind sehr subtil, andere eher offensichtlich und bei jeder Anspielung die man erkennt, geht einem das Herz auf. Allerdings sollte man schon ein paar Jährchen auf dem Buckel haben, denn es handelt sich nicht gerade selten um Inhalte aus längst vergangenen Tagen.

Darüber hinaus nimmt der Protagonist die ganze Geschichte genauso wenig ernst, wie man eben ein Spiel nehmen kann, in dem ein Nerd nach einer kurzen Pinkelpause in eine mystische Rollenspielwelt geworfen wird, in der es von Untoten nur so wimmelt – gar nicht. Er hält alles für eine Halluzination, nein: SEINE Halluzination und dementsprechend behandelt er die Leute auch. Ein böser Geist, der Besitz von mir ergreift? Nennen wir ihn einfach Zera – weil er es hasst. Ein böser Dämon? Veralbern wir ihn doch damit er uns kostenfrei neues Leben einhaucht.

So viele Waffen!

Okay, genug Geplänkel – wir wollen was Handfestes sehen. Fette Schwerter, dicke Äxte und spitze Speere. Ja, sowas gibt es in Unepic. Das Kampfsystem ist gar nicht so banal wie es zunächst scheinen mag. Es gibt die typischen Arten von Waffen und jeder Gegner und jedes Objekt hat seine eigenen Stärken und Schwächen. Gegner aus Fleisch und Blut? Schwert! Holzkisten und Rüstungen? Keule! Und wie wäre es denn damit ‘nem Humanoiden von hinten einen Dolchstoß zu verpassen.

Für jeden Kill gibt es rollenspieltypisch Erfahrungspunkte, die man auch in Stärke und Rüstung investieren kann. Oder aber man steckt sie in seine Waffenfertigkeiten und steigert so gezielt die Fähigkeiten, die man häufig nutzt. Sinnvoll ist es auch in die Fertigkeiten mit dem Zauberstab zu investieren, wenn man neue und mächtigere Zauber einsetzen will. Nur verskillen sollte man sich nicht, aber netterweise ist man auch nicht immer dazu gezwungen gleich jeden Punkt zu verteilen.

Neben den vielen kleinen Standardmobs warten natürlich auch schick in Szene gesetzte Bosse in den Tiefen der Burg auf den Spieler. Hier muss man dann mit etwas Geschick vorgehen und sich langsam an die Gegner herantasten. Schön, dass man ganze drei Schnellwahlfelder hat, blöd nur, wenn man sie im Eifer des Gefechts vertauscht. Wenn man aber regelmäßig speichert ist ein Tot auch nicht allzu tragisch, auf Normal gibt es sogar eine automatische Speicherfunktion.

Es ist so dunkel

Die Burg in Unepic ist echt finster. Also so richtig finster. Wortwörtlich, die pure Dunkelheit. Mit nichts weiter bewaffnet als einem Zippo startet man das Spiel und merkt schnell, dass es zum besten Freund wird. Überall stehen Kerzenständer, Fackeln und Öllampen herum und bevor man sich zu weit vorwagt, sollte es stets das Ziel sein, diese zu entfachen. Besonders wichtig ist es auch, sich vor jedem Abgrund erst einmal hinzuknien um zu leuchten, ob man wirklich da hinunter sollte.

Es gibt zwar keinen Fallschaden, doch ist die Burg gespickt mit Fallen. Speere, die aus dem Boden kommen, scheinen im Sonderangebot gewesen zu sein, doch sind das nicht die einzigen Gefahren, die in der Welt von Unepic lauern. Auch verstecken sich Gegner gern in den Schatten und ein unbedachter Schritt reich aus und schon schwinden die wertvollen Lebenspunkte dahin. Da hilft dann nur noch ein kleiner Trank, oder ein Weg zurück in den Speicherraum.

Dieser befindet sich bereits ziemlich früh im Spiel mitten im Weg und ist kaum zu übersehen. Ernsthaft. Es ist ein riesiger, leuchtender, goldener Kristall. Und da die Welt von Unepic Gott sei Dank nicht zufallsgeneriert ist, macht das Erkunden ausreichend Spaß, sodass man auch mal ein wenig Backtracking in Kauf nimmt. Es gibt auch einen Türenraum, mit dem man in verschiedene Teile der Burg kommt, aber der ist leider vollkommen unübersichtlich. Eine Wegbeschreibung hätte hier gut getan.

Pixel - Entweder man mag sie, oder nicht.

Ja, bei Unepic handelt es sich um ein Pixelspiel. Das mag bei einigen sauer aufstoßen, andere jedoch erfreuen und wenn man bedenkt, dass das Spiel von nur einer Person programmiert wurde, muss man diese Leistung schon bewundern. Aber verstecken braucht sich das Spiel trotzdem nicht, das Lichtspiel ist sicherlich eines der herausragenderen Merkmale von Unepic. Zusätzlich ist die Umgebung nicht leer, sondern mit Spinnweben, kaputten Fässern und löchrigen Wänden gespickt, schön schaurig.

Soundtechnisch gibt es ebenfalls nicht viel zu berichten. Das Spiel glänzt mit düsterer Musik und Soundeffekten, die der Grafik entsprechen. Es gibt zwar keine Sprachausgabe, aber dafür deutsche Texte, welche ohne grobe Schnitzer auskommen, was in der heutigen Zeit gar nicht mehr so vorausgesetzt werden kann – eigentlich traurig, aber bei einem so kleinen Indie Spiel hätte man das auch verziehen.

Allerdings gibt es auch hier und da ein paar kleine Bugs. Falsch angezeigte Avatarbildchen in den Gesprächen sind verwirrend, doch verzeihlich. Aber dass das Spiel direkt am Anfang bei einem Zoom sich aufgehangen hat, ist unschön. An der Stelle nicht weiter tragisch, doch wenn so etwas im sehr schweren Modus passiert, in welchem man stets manuell speichern kann, könnte es an der falschen Stelle den Spieler sehr weit zurückwerfen.

Epische Platin-Trophäe

Unepic verfügt entgegen jeder Erwartungen über eine Platin-Trophäe. Diese zu erspielen kann zu einer spaßigen, aber schnell auch langwierigen Sache wachsen. Es gibt nicht viele verpassbare Trophäen, aber leider durchaus ein paar, welche sich gegenseitig ausschließen. Und dann wäre da noch der Sehr Schwer ++ Modus, welcher für die Platin-Trophäe beendet werden muss. Dieser ist zwar von Anfang an verfügbar, aber nur jenen zu empfehlen, die das Spiel gut kennen.

In Unepic gibt es 15 Herausforderungen, die man sowohl finden als auch abschließen muss. Diese bestehen häufig aus anspruchsvollen Rätseln und Geschicklichkeitseinlagen, was ein Grund mehr bietet, diese auf einen einfacheren Schwierigkeitsgrad zu erspielen. Dafür bieten sie dem Spieler auch stets wertvolle Belohnungen, ein Ansporn für all jene, denen die Trophäen nicht Grund genug sind.

Der Rest ist genretypischer Standard. Alles erforschen, alle Fackeln entzünden, alle Bosse besiegen und ein paar automatisch zu erhaltene Trophäen. Wirklich aufwändig wird es am Ende nur, insgesamt 10.000 Monster zu besiegen. Diese ist momentan noch seltener, als das Spiel auf Sehr Schwer ++ abzuschließen, oder Harnakon zu erreichen, ohne eine einzige Krähe zu töten. Dafür zaubern die Trophäenbezeichnungen Filmliebhabern nach langer Arbeit ein Schmunzeln auf die Lippen.

 

FAZIT

Unepic ist für Fans von alten Castlevania Spielen gelinde gesagt Pflichtprogramm. Es bringt Neuerungen ins Genre, die nicht wirklich aufgesetzt wirken, auch wenn sie manchmal frustrierend oder unfair wirken. Besonders der Rollenspielaspekt hilft dabei, zusätzlich in seinen Charakter zu investieren und doch hier und da dran zu bleiben und noch den kleinsten Statbonus herauszukitzeln.

Tatsächlich ist es aber der Mix aus sympathischen Figuren, abgedrehter Story und humoristischen Einlagen, die das Spiel von der Masse abheben. Wie jedes andere Spiel auch, hat es zwar kleine Eigenheiten, die manche Dinge nervig gestalten und es ist fernab davon, ein perfektes Spiel zu sein, dennoch schafft es mit Leichtigkeit, sich aus der Masse der 2D Indie Spielen und der modernen Metroidvaniaspiele abzuheben. Und bei dem unschlagbare Preis von 9,99€ kann man nicht viel falsch machen.

 

8.5 von 10

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