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Test: Under Defeat HD Deluxe Edition im Test für die PS3: Der Himmel gehört den Hubschrauberpiloten


Realmatze

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bafe3d2d743b6d9c3c130e152a87f72b.png"Endlich!", werden die gefühlten fünf Dreamcast-Käufer von einst sagen, endlich gibt es den Klassiker Under Defeat auch für die Playstation 3. Das Genre der vertikalscrollenden Shoot 'em ups war auf Sonys Konsole beinahe schon fahrlässig unterpräsent und jetzt entschied Rising Star Games, die erstmals 2005 veröffentlichte Hubschrauberballerei in aufgebohrter HD-Fassung mit reichlich Zusatzmaterial wieder auf den Markt zu werfen. Ob der Plan aufgeht, erfahrt ihr in unserem Test.

Eine Zeitreise zu den Anfängen

Die ältere Zockergeneration wird noch mit dem Genre vertraut sein. Die Idee, ein Flugobjekt auf einem von oben nach unten scrollenden Bildschirm zu steuern und dabei Horden von Gegnern abzuschießen, wurde schon zu Atari-Zeiten für daheim angeboten. Anfangs waren es vornehmlich Weltraumgefechte, da man das All dank eines schwarzen Hintergrunds am einfachsten darstellen konnte. Im Laufe der Jahre verbesserten sich die Darstellungsmöglichkeiten und somit fanden sich auch Hubschrauber oder Kampfjets über schwer bewachtes Terrain fliegend wieder. Dank des einfachen Spielprinzips erfreute sich das Genre auch in Spielhallen einer großen Beliebtheit und hielt sich bis ins neue Jahrtausend, ehe die Möglichkeit der Konsolen, Gefechte dreidimensional und somit realistischer darstellen zu können, es in den Hintergrund drängten. Nicht umsonst hat Under Defeat HD diesen Retro-Charme, verlangt er dem Spieler doch ab, einen im Dauerfeuer schießenden Helikopter zu manövrieren und dabei weitestgehend die dritte Dimension außer Acht zu lassen. Eine Story ist vorhanden, passt aber naturgemäß auf einen Bierdeckel: zwei fiktive Mächte - das an das Dritte Reich erinnernde "Empire" und die Aliierten in Form der "Union" - führen seit einem Jahrzehnt Krieg und beklagen viele Opfer. Auf Seiten des Empires steuert man einen von zwei Pilotinnen mit nicht nur sehr deutsch klingenden Namen, sondern auch mit deutscher Muttersprache, die sie in den Funksprüchen immer wieder zum Besten geben. Mit ihnen soll die Wende im Krieg herbeigeführt werden, da die Union (natürlich mit englischer Sprache im Funk) nach und nach die Oberhand zu gewinnen droht. Über ihre Namen Wilhelmine Müller und Adele Friedrich sowie deren Blutgruppen hin erfährt man allerdings nichts weiter über die Protagonisten, wie so oft in diesem Genre bleiben Namen und Story eher beliebig und austauschbar.

 

Ausweitung der Kampfzone

Was das sehr begrenzte Gameplay hergibt lässt sich für den Spieler weitestgehend nach seinen Wünschen einrichten: es gibt drei Schwierigkeitsgrade sowie die Möglichkeit, mit mehr Leben in die Schlacht zu ziehen. Ferner hat man die Auswahl zwischen drei verschiedenen Helikoptern, welche sich in Handling und Feuerkraft unterscheiden. Das Standardmodell etwa ist sehr wendig, hat aber mangelnde Durchschlagskraft. Der für die Deluxe Edition exklusive Bonusheli indes steuert sich sehr träge und bietet zudem die größere Angriffsfläche, macht aber dafür auch schneller alles zu Kleinholz. Für das Genre neu dagegen ist, dass man seinen Hubschrauber bis zu einem gewissen Grad schräg fliegen lassen kann. Wer ohne zu feuern seinen Heli bewegt, kann den Schusswinkel um bis zu fünfundvierzig Grad verändern und damit die vor allem geradeaus schießenden Gegner gefahrlos abschießen. Falls das zu kompliziert ist, gewähren die Optionen das Umstellen auf die mittlerweile populäre Twinsticksteuerung, sprich während man mit dem linken Stick weiterhin seinen Hubschrauber steuert, bestimmt man mit dem rechten, ob und wohin man schießt. Neben der obligatorischen, den Bildschirm von feindlichen Fahrzeugen und Projektilen befreienden Smartbomb, kann man zudem drei verschiedene Extras aufsammeln, welche für zusätzliche Durchschlagskraft sorgen. Die Union als Feind präsentiert sich wie fast alle Gegner schon betont traditionell: Panzer, Hubschrauber, Kampfboote - alles was fahren und gleichzeitig zurückfeuern kann wird gegen den Spieler aufgeboten. Die Zwischen- und Endgegner sind meist übergroße Versionen bekannter Kriegsmaschinen, unter anderem ein Senkrechtstarter und ein Eisenbahnmörser, welcher den halben Bildschirm einnimmt. Dann fliegen unserem tapferen Kampfpiloten die gut sichtbaren Geschosse um die Ohren, denen es auszuweichen gilt. Großangriffe mit zigtausend Projektilen wie im Subgenre des Shoot' em ups, dem Bullet Hell, bleiben jedoch aus - selbst im höchsten Schwierigkeitsgrad ist man nicht auf unmenschliche Reflexe angewiesen, um dem Dauerbeschuss auszuweichen. Wohl aber auf den einen oder anderen Credit, deren Anzahl sich allerdings mit zunehmender Spielzeit automatisch erhöht. Außerdem sorgt bei den Endbossen ein Timer dafür, dass man den Level abschließt, wenn die Zeit abgelaufen ist. Wer also lieber ausweicht statt das Gefecht zu suchen, dem wird hier geholfen. 

Ein Hauch von Spielhallenluft

Mit seinen Wurzeln kommt Under Defeat HD auch mit dessen Stärken und Schwächen daher: die Ladezeiten sind äußerst kurz und man ist schon mit dem ersten Endgegner fertig, während andere Spiele noch am Laden sind. Und genau hier liegt das Problem: Under Defeat hat lediglich fünf Level, welche man mit etwas Können in unter einer Stunde gemeistert hat. Danach hat man noch die Wahl, das ganze Spiel spiegelverkehrt, aber eben in exakt derselben Gegneranordnung, erneut durchzuspielen. Selbst die Wahl zwischen zwei verschiedenen Spielmodi - dem klassischen Arcademodus mit verkleinertem Bildschirm, wie man ihn von Spielautomaten kennt, sowie dem Neue-Ordnung-Modus, der das Ganze im 16:9 - Format darstellt - ändert nicht viel daran. Das dünne Gameplay trifft auf eine kurze Spieldauer und lässt Under Defeat HD so zu einem sehr kurz geratenen Retro-Spielvergnügen werden. Für etwas Abwechslung sorgt zum einen der Zweispielermodus, wo man sich lokal mit seinem besten Freund hinter den Steuerknüppel klemmen und mit Dauerfeuer durch die Unionlinien brechen kann, und zum anderen eine Onlinerangliste, wo man sein Können mit dem von anderen Usern messen kann. Seine Initialen für alle Ewigkeit auf den Automaten bannen gehört bei einem Arcadeshooter schließlich zum guten Ton dazu. Ist aber alles nur Makulatur: die selben fünf Level, mit den immer gleichen Gegnern. Neue Level oder Herausforderungen sucht man da vergebens, außer der Jagd nach einem neuen Highscore.  

Früher war nicht alles besser

Niemand erwartet von einem acht Jahre alten Spiel grafisch neue Maßstäbe zu setzen. Selbst in High Definition bieten die Hubschraubergefechte nichts neues für die heutzutage verwöhnten Spieleraugen. Tatsächlich fliegt man über biedere, meist einfarbige Landschaften, auf denen sich zwar hin und wieder etwas bewegt wie etwa LKW-Kolonnen, die man für Bonuspunkte abschießen kann, mit dem einen oder anderen Effekt wie der Flug über einen Wasserkanal, in dem sich Freund und Feind widerspiegeln. Welche auch sonst klar als solche zu erkennen sind: den Fehler vieler älterer Titel begeht Under Defeat HD nicht aufgrund pixeliger Sprites sowie zu ähnlichen Farbmuster den Spieler mutmaßen zu lassen, was Landschaft und was ein Gegner ist. Ruckeln und Flimmern sind ebenfalls passé, egal wie viel sich auf dem Bildschirm bewegt. All das ist jedoch nicht sonderlich detailliert und flüssig animiert, was man eben auch dem Alter des Games schulden muss. Der Sound erfüllt seinen Zweck, der Geräuschpegel bewegt sich noch im Bereich des Erträglichen. Es explodiert und knallt ordentlich, wenngleich ohne Wucht dahinter. Ganz anders der Soundtrack: sechs verschiedene Titel (fünf pro Level plus Thema des finalen Endgegners) sind überschaubar, obendrein haben sie keinen Ohrwurmcharakter. Das merkt man spätestens dann, wenn man die dem Spiel beiliegende Bonus-CD einwirft, der genau diesen fünfundzwanzig Minuten langen Soundtrack erneut präsentiert. Da bleibt nichts hängen, da ist keine große halbe Stunde der Videospielemusik angebrochen, der Soundtrack ist vorhanden, er lässt einen jedoch kalt. Ein Arcadespiel möchte auch keine emotionaleren Gefühle im Spieler wecken als dessen Drang, noch mehr Münzen in den Automaten zu stecken. Hektische Ballerei mit eingängiger Musik, die möglichst wenig ablenkt, und genau das bekommt man hier auch.  

Geschenke unter den Hubschrauberkufen

Die Deluxe Edition möchte den geringen Umfang dieses Klassikers mit einigen Dreingaben kaschieren. Die Rückseite des Covers der um die vierzig Euro teuren Disc-Fassung wirbt unter anderem damit, das komplette Spiel anzubieten, mit sämtlichen aktuellen Inhalten und Patches. Hört sich nicht spektakulär an, selbst in der heutigen Zeit, wo Entwickler unfertige Spiele für teures Geld hinauspressen. Dann den Bonushubschrauber, über dessen Fehlen man sich nicht beklagt hätte, der oben erwähnte Soundtrack sowie eine Aneinanderreihung von Konzeptzeichnungen der beiden Pilotinnen sowie einiger Vehikel des Spiels, die man hier vollmundig als digitales Artbook präsentiert. Kurzum: die Extras sind Blender, da ist nichts dabei, wofür man für Under Defeat HD im Spieleregal Platz schaffen muss. Im Gegenteil, es täuscht über den Umstand hinweg, dass das Spiel an sich mit seinem Umfang in einer Nussschale Platz hätte.  

Fazit

Mit Under Defeat HD hat es Rising Star Games in einer Deluxe Edition dann doch zu gut gemeint. Einen in Vergessenheit geratenen Titel eines angestaubten Genres von einer lange ausgestorbenen Konsole auf die PS3 zu hieven, hätte man sich noch als Downloadtitel zu schmalerem Preis vorstellen können. Für vierzig Euro auf Disc ist es dann aber zuviel des Guten. Das Spiel selber bietet einfach zu wenig für alle, die mit dem Genre nichts anfangen können und selbst Fans mit dem Wunsch nach mehr Nostalgiezocker werden sich über das unausgewogene Verhältnis zwischen Preis und Leistung - trotz des gut gemeinten Bonusmaterials - ärgern. Für einen Zehner als Download akzeptabel, aber auf Disc einer der sinnlosesten Titel des Jahres. Alle anderen können auf die Under Defeat HD Deluxe Edition getrost verzichten.  

4.0/10

Bearbeitet von Sphirex
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